Auffälligkeiten

1. Im Gegensatz zu deutschen Menschen, sind Amerikaner sehr sehr höflich. Ich spreche im Allgemeinen, natürlich gibt es auch viele höfliche Deutsche, aber selten erlebt man es, dass sich der typisch Deutsche in der Stadt entschuldigt, wenn er einen ausversehen angerempelt hat. Hier reicht eine klitzekleine Berührung, und man bekommt direkt ein "Sorry" zu hören. Da fällt es einem direkt leichter, das zu verzeihen und seinen Weg fortzusetzen.
Generell ist die Höflichkeit für alle hier wie selobstverständlich. Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn man einkaufen geht, ob es im Nike-Store ist, oder im Supermarkt, man kommt an die Kasse, und man wird erstmal gefragt, wie es einem geht. "How are you guys doing today? "  Dieser Satz scheint beim Shoppen einer der Top 5 zu sein.. Anfangs hatte ich damit etwas Probleme, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren soll. Ich bin's ja nicht gewohnt, ich Deutsche. Wollen die's echt wissen? Soll ich denen echt erzählen, dass dieses Mal meine Periode 2 Wochen zu spät kam? Nein. Es reicht ein "Good, thank you." Dann sind die zufieden, es ist einfach ein Zeichen von Höflichkeit.
Ganz genauso ist es, wenn man einen Laden betritt, man wird praktisch verfolgt, ob man denn keine Hilfe bräuchte, das ist wirklich nicht normal, für mich..
Beim Essen, wir sitzen da, unterhalten uns nett, Ashley greift in die Mitte des Tisches um sich Salat zu nehmen, und sagt: "Excuse my reach." Hallo? Was soll sie denn machen, außer danach zu greifen? Sie entschuldigt es. Ich habe mittlerweile echt ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, dass ich mich zu wenig entschuldige. :D 

Fazit 1 : Amis sind verdammt höflich !

2.Okay, ich geb's ja zu. Ich dachte echt, die wären hier dicker als in Deutschland, aber ich müsste mich jetzt entschuldigen; es ist nicht unbedingt so.
Na klar, USA ist ein Land des Überflusses, alles ist überdimensional groß, sogar oder vor allem die Essensportionen. Desweiteren ist USA das Land mit den meisten Fast-Food-Ketten und viele Amerikaner machen davon Gebrauch.
Aber: Meine Familie ? Völlig normal. Die Leute auf der Straße: Ziemlich normal. Wie in Deutschland lernt man weniger sportliche Menschen, aber auch superdurchtrainierte Leute kennen. Ich glaube, das ist eines der schlimmsten Klischees über die USA, dass die Menschen hier so abnormal dick sind. Das kann man, glaube ich, ziemlich gut mit dem Klischee über Deutschland vergleichen, dass alle nur im Dirndl und in Lederhosen rumlaufen..

Fazit 2: Amerikaner sind nicht unbedingt dick !

3.Okay, das mit der Fettleibigkeit hätten wir also geklärt. Jetzt geht es mir um die Schlauheit der Amerikaner. Als meine Schwester, die für ein Jahr in Kansas war, mir erzählt hat, wie es so in der amerikanischen Schule läuft, konnte ich es kaum glauben. Sie war richtig, richtig gut in der Schule, sie hatte richtig gute Noten. In Deutschland dagegen war sie ca. der Durchschnitt, nicht unbedingt die Beste, aber auch nicht die Schlechteste.
Somit hat es mich gewundert, dass sie in den USA plötzlich die besten Noten ihrer ganzen Laufbahn hatte.
Ihre Erklärung: Schule sei einfach viel einfacher !
Gut, aber heißt das wirklich, dass die Amis dümmer sind als die Deutschen? Nein. Ich bin anderweitig überzeugt worden, ein Dankeschön an meine Gastmutter.
Ich bin schon immer sehr interessiert an Geschichte gewesen und in meiner Gastmutter habe ich jetzt Jemanden gefunden, mit dem ich sehr sehr gut über meine Ansichten diskutieren und reden kann. Man merkt richtig, wie viel Ahnung sie hat, nicht nur in diesem Thema..
Bis jetzt ist das natürlich etwas einseitig und es gibt, wie in Deutschland, ganz sicher auch dumme Amerikaner. Aber nur, weil deren Schule einfacher ist, heißt das nicht, dass die nicht auch intelligent, und auch intelligenter als wir sein können.
Wo ist die Heimat der renommiertesten Universitäten der Welt? Ja, richtig, das sind die USA...
Was mir noch ziemlich aufgefallen ist, ist, dass die Leute sich sehr interessiert zeigen, wenn ich sage, dass ich aus Deutschland bin, es kommen Fragen wie: "Woher kommst du genau aus Deutschland?", "Ist es wahr, dass in Deutschland....?".. Sie fragen und fragen und fragen. Auch wenn sie vielleicht geographisch nicht wirklich bewandert sind, sie bringen Dinge in Erfahrung.
Ich denke, dass sie vielleicht nicht so viel Ahnung über andere Länder haben, weil sie nicht in andere Länder reisen, da sie die Vielfalt ihres eigenen Landes direkt vor der Haustür haben..

Fazit 3: Schulstandart hat nichts mit Intelligenz zu tun !

4. Etwas, dass ich beim Autofahren gemerkt habe, ist, dass sie auf andere Dinge, als die Deutschen, wertlegen. So ist es zum Beispiel, wenn sie ein Stoppschild sehen. Sie halten ungefähr 5 Sekunden an, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist. Mein deutscher richtiger Vater legt, im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen, auch wert auf Stoppschilder, hält aber nur 2 Sekunden an. Ich habe allerdings das Gefühl, dass Amerikaner Zebrastreifen entweder nur als Dekoration der Straße betrachten oder dieser nie in der Fahrschule erwähnt worden ist. Sie halten dort einfach nicht an. So war es mir einmal fast unmöglich, über eine viel befahrene Straße zu kommen, weil sie diesen Zebrastreifen zu meinen Füßen schlichtweg ignoriert haben. Im Endeffekt lief das dann darauf hinaus, dass ich mit meiner Freundin ganz dreist losmarschiert bin, was ihnen auch nicht ganz gepasst hat. Außerdem gibt es hier in den Städten bedeutend weniger Ampeln, so muss man, bevor man eine Straße überquert, erstmal 400 Meter nach links laufen, um zu überqueren, um dann die 400 Meter nach rechts zurück, zu dem eigentlichen Ziel zu laufen. Nach Zebrastreifen muss man gar nicht erst gucken, die werden ja bekannterweise nicht so genau genommen.

Fazit 4: Stoppen.. Stoppschild: ja. Zebrastreifen: eher nicht.

5. Es war das beste, was mir je in Bezug auf Schule passieren konnte; Ich kann meine Fächer selbst wählen ! Hier gibt es Fächer wie Digital Photography, wo man lernt, wie man gute Fotos macht, wie man die Kamera einstellt und so Zeug. Dann: Man muss nicht jedes Jahr Mathe haben ! Wenn man es wählt, hat man es, wenn nicht, dann nicht. Wie viele Schüler in Deutschland wünschen sich das? Ich würde mal schätzen, mehr als 50 %. Für Amerikaner ist das allerdings so normal, dass sie dieses nicht-wählen-müssen nicht in Anspruch nehmen, das heißt, jeder nimmt eigentlich Mathe, weil sie wissen, dass es eventuell wichtig sein könnte für ihre spätere Bewerbung irgendwo. Ich hab' mir jedenfalls ein paar Fächer rausgesucht, die ich nicht unbedingt in Deutschland wählen könnte, habe allerdings, was ein kleiner Minuspunkt bei der ganzen Wahl-Sache ist, nicht alles bekommen, was ich haben wollte.
Aber man sollte auch die positiven deutschen Dinge nicht vergessen. Man ist in Deutschland bis zur Oberstufe mit einer Klasse zusammen, man wird nur für Religion & Sprachen getrennt. Das ist etwas gutes, es gibt sowas wie Klassengemeinschaft, man fährt auf Klassenfahrt, auf Ausflüge, mit denselben Personen, was ich nur positiv finde..
Wobei man in Amerika dann wieder mehr Leute kennenlernt, das heißt: je mehr Klassen, desto mehr neue Kontakte.
Wie man sieht, es hat beides Vor- und Nachteile..

Fazit 5: Man wählt seine Fächer nach Interessen !

6. Es ist ja schon bekannt, dass Amerikaner sich ein paar deutsche Wörter geklaut haben, sowie Autobahn, oder Rotkraut. Aber das war noch lange nicht alles.
Meine Gastmutter hat mich allen Ernstes gefragt: "Is it okay if I cooked Bratwurst tonight?"  Bratwurst? Ja, sie benutzen dieses Wort. Abends also, wir haben Bratwurst gegessen, sagt mein Gastvater: "Let's ask Jenni the most important question: Do you like Oktoberfest?" Er hat das also so amerikanisch ausgesprochen, dass es sich für mich wie : "Do you like October 1st?" angehört hat und ich kein Plan hatte, was er damit meint, bis meine Gastmutter mich völlig erstaunt gefragt hat, ob ich das denn nicht kenne, das würde ja jeder Deutsche kennen müssen. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich kapiert habe, dass sie nicht den 1.Oktober, sondern Oktoberfest meinen.
Es ist also durchaus verwirrend, wenn sie auf einmal deutsche Wörter benutzen, und das mit einem so krassen amerikanischen Akzent, dass man es kaum noch als deutsches Wort akzeptieren kann. Meine Ami-Schwester hat mir also erzählt was sie im "Kindergarden" alles so erlebt hat, und ich war mal wieder völlig verwirrt.
Ich fange mittlerweile auch schon an, deutsche Wörter mit einem Akzent zu sagen. Ich erzähle denen also auf englisch, wie es so auf den "otobaaaahnen" abgeht, dass es da keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Hinterher ist es mir irgendwie immer ein bisschen peinlich, aber sie merken's ja nicht.

Fazit 6: Amis benutzen auch deutsche Wörter !


                                                        Fortsetzung folgt..

1 Kommentar:

  1. Hallo Jenni,
    eine schöne Idee, dass Du über Deinen Alltag & Deine Erlebnisse in den Staaten berichtest. Ich habe alle Deine Artikel gelesen und finde sie sehr interessant und amüsant. Mach' so weiter! Gibt es eigentlich in Deiner Nähe einen Abercrombie & Fitch-Laden?
    Liebe Grüße von Dietmar & Tina

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